Eugen Napoleon Neureuther
Über den Künstler
Eugen Napoleon Neureuther, Grafiker, angewandter Künstler und Maler, gilt als Hauptvertreter der spätromantischen Illustrationskunst.
Zur Welt gekommen in München im Januar des Jahres 1806, erlernte Eugen Napoleon Neureuther das Künstlerhandwerk zunächst bei seinem Vater, dem Maler Ludwig Neureuther, bevor er sich an der Kunstakademie seiner Geburtsstadt immatrikulierte. Hier studierte Eugen Neureuther, der zunächst Landschafter werden wollte, bei Wilhelm Kobell, der bis 1826 die Professur für Landschaftsmalerei bekleidete. Schließlich wurde Peter von Cornelius, der berühmte, in nazarenischem Stil arbeitende Erneuerer der Freskomalerei, sein Lehrer. Letztgenannter, der dem Entwurf stets größere Bedeutung als der eigenhändigen Ausführung beigemessen hatte, beauftragte den begabten Studenten Eugen Neureuther als Mitarbeiter, etwa bei der Freskierung der Münchner Glyptothek sowie bei der Ausmalung der Hofgartenarkaden.
Größten Ruhm erntete Eugen Neureuther aber schon bald mit seinen arabeskenhaften Illustrationszeichnungen. Ein Werk der deutschen Renaissance, die Randzeichnungen Albrecht Dürers aus dem Gebetsbuch Kaiser Maximilians, faszinierte den jungen Künstler so sehr, dass er schließlich begann, die Dichtungen Goethes in diesem Stil zu illustrieren. Ãœber dieses Vorhaben kam Eugen Napoleon Neureuther auch in Kontakt mit dem Dichter selbst, mit dem er seit 1826 Briefe austauschte. Die von Goethe hochgelobten „Randzeichnungen zu Goethes Balladen und Romanzen“ erschienen in fünf Heften 1829 bis 1839 als Lithografien, und zahlreiche weitere Illustrationszyklen folgten ihnen. Eugen Napoleon Neureuthers neuer Illustrationsstil wirkte befruchtend auf andere Künstler der Spätromantik.
Eugen Napoleon Neureuther, den Reisen 1830 nach Paris und 1836 / 1837 nach Rom führten, wo ihn freilich die Ornamentik in Raffaels Loggien besonders faszinierte, schuf aber nicht nur als Zeichner, sondern auch als Maler bedeutende Arbeiten, etwa Landschaften oder allegorische Gemälde wie „Die Blüte der Kunst in München“ (1856, Schack-Galerie, München). Und auch als Kunsthandwerker hatte Eugen Napoleon Neureuther große Bedeutung: 1847 wurde er zum künstlerischen Leiter der Nymphenburger Porzellanmanufaktur bestellt und hatte diesen Posten von 1848 bis 1862 inne. Eugen Neureuther ersetzte hier den noch immer nachwirkenden antikisierenden Stil durch moderne gotisierende Ornamentik, später nahm er auch die Formensprache des Neorokoko auf (1852 / 1853: Jagdservice für König Max II. Joseph). Seine Tätigkeit an der Manufaktur empfahl Eugen Napoleon Neureuther schließlich auch für eine Professur an der Münchner Kunstgewerbeschule, die er von 1868 bis 1876 innehatte.
Im Jahr 1882 verstarb Eugen Neureuther in seiner Geburtsstadt München. Seine berühmten Werke zeigen etwa das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt oder die Münchner Schack-Galerie.