Heinrich Bürkel
Über den Künstler
Heinrich Bürkel, der Chronist bayerischer Landschaft und Geselligkeit, der das Volksleben mit viel Liebe zum anekdotischen Detail schilderte, hat sich wiederholt auch einem Ereignis zugewendet, das damals nicht nur im ländlichen Bayern gang und gäbe war: Der Begegnung mit fahrendem Volk, das mit seinen Menagerien von Ort zu Ort, meist von Jahrmarkt zu Jahrmarkt, zog, um dort gegen ein kleines Entgelt, meist begleitet von musikalischen Darbietungen, exotische Tiere vorzuführen. Bürkel zeigt indes selten ihre Vorführungen – nur ein Gemälde stellt das bunte Treiben dar (Bühler/Krückl 405) –, zumeist beobachtet er die mühsame Wanderung des Trosses über einen Pass im Gebirge (Bühler/Krückl 399-403). Die Anstrengung des beschwerlichen Anstiegs mit den Tieren verwandelt sich bei Bürkel immer in ein Idyll der bayerischen Berglandschaft.
Am Lebensende greift Bürkel das Thema noch einmal auf, nun nicht mehr auf dem Weg, ist der Tross angekommen und hat in einem Stall genächtigt, um am Morgen wieder aufzubrechen. Ein Bärentreiber hat mit seinem Bären und einem Affen bereits den Stall verlassen, während drinnen die anderen Mitglieder der Gruppe im Begriff sind, aufzubrechen. Ein Dromedar, auf dessen Rücken es sich bereits ein Affe bequem gemacht hat, dahinter ein weiterer Bär, eine Mutter mit Kind, die darauf wartet, dass der Esel an den Zweiradkarren gespannt wird, und drei Männer warten auf den Aufbruch, doch etwas scheint sie aufzuhalten. Einer der drei Männer hat sich zu einem auf dem Leierkasten (?) sitzenden Affen herabgebeugt – argwöhnisch beäugt vom hinter ihm Stehenden, dessen Habit ihn als Capo der Gruppe auszeichnet, eher sorgenvoll beobachtet vom Mann der Frau –, und redet mit Vehemenz auf ihn ein: Offensichtlich hat sich der Affe eines Gewehres bemächtigt, das er nun versucht, ihm wieder abzunehmen, damit niemand Schaden nimmt. Die für solche Szenen obligatorischen Hühner und Hunde sind ob des Geschehens ungerührt – sie picken am Boden und schnuppern neugierig.
In seinen akribisch geführten Verkaufsaufzeichnungen erwähnt Bürkel für das Jahr 1867 insgesamt drei Kompositionen mit Menagerien bzw. einen „Stall mit Bärentreibern“ (Bürkel, Nr. 891, 901 und 905), die sich noch heute teilweise nachweisen lassen: Eines der Gemälde wurde 1867 an den Kunstverein in Mannheim verkauft, ein Gemälde ging 1867 auf eine Ausstellung nach Dresden und 1868 wurde ein „Stall mit Bärentreibern, was Neumann hatte“ – gemeint ist der Kunsthändler Leopold Theodor Neumann in Wien – für 250 Florin nach Wien veräußert. Eine etwas kleinere, bis in die Details übereinstimmende Version befindet sich heute in der Bürkel-Galerie im Museum seiner Heimatstadt Pirmasens (Bühler/Krückl 407), doch lässt sich genauso wie für das angebotene Gemälde nicht mehr feststellen, um welche der drei 1867 entstandenen Versionen es sich handelt. Wie üblich hatte Bürkel mehrere Fassungen des Motivs parat und traf damit bis zuletzt den Geschmack seines Publikums.