Über den Künstler

Lesser Ury kommt 1871 aus dem kleinen Ort Birnbaum in der damaligen Provinz Posen nach Berlin. Ab dem ersten Moment empfindet Lesser Ury für die Weltstadt eine ganz besondere Sympathie, die sich so sehr in seiner Kunst niederschlagen wird, dass er zu seinem 60. Geburtstag vom Oberbürgermeister Berlins als „künstlerischer Verherrlicher der Reichshauptstadt“ geehrt wird. Doch bevor Ury Berlin endgültig zu seinem langjährigen Wohnsitz macht, studiert er in Düsseldorf und Brüssel Malerei, sammelt in Paris wertvolle Erfahrungen u.a. bei Lefebvre und erkundet Flandern und München, wo er sich 1886 für kurze Zeit an der Akademie der Bildenden Künste immatrikuliert. Im folgenden Jahr lässt er sich dann endgültig in Berlin nieder. Ebenso virtuos wie die Ölmalerei, die den Künstler Blumenbilder, Stillleben, sowie die so typischen Kaffeehaus- und Straßenszenen hervorbringen lässt, beherrscht Lesser Ury die Pastelltechnik, die ihm gestattet, Luft- und Lichtspiegelungen der Landschaften nuancenreich darzustellen. Während die Berliner Zeitgenossen Liebermann, Slevogt und Corinth gemeinsame künstlerische Intentionen verbinden, ist Lesser Ury ein Einzelgänger, der in der Kunst seinen eigenen Weg beschreitet. Sein zunehmender Bekanntheitsgrad ist Max Liebermann, dem Präsidenten der Akademie und einflussreichen Wortführer der Kunstszene, wohl aus Konkurrenzgründen ein Dorn im Auge, da er mit allen Mitteln versucht, dessen Künstlerkarriere zu blockieren. Erst als Lovis Corinth Nachfolger Liebermanns wird, kann Ury regelmäßig und erfolgreich in der Sezession ausstellen. 1921 wird der Künstler Ehrenmitglied der Sezession. In diesem Jahrzehnt begibt sich Ury mehrmals auf Reisen nach London, Paris und in verschiedene deutsche Städte, wovon er jeweils eine Fülle neuer Bilder mitbringt. Mit einem Herzanfall kurz nach einer Parisreise 1928 verschlechtert sich der Gesundheitszustand des Malers zunehmend. Drei Wochen vor seinem 70. Geburtstag, zu dem Nationalgalerie und Sezession das Lebenswerk Urys ehren wollen, stirbt der Künstler in seinem Berliner Atelier.

Literatur: Aufnahme in das Werkverzeichnis «Lesser Ury / Dr.Sibylle Groß», Berlin 2010.

Provenienz: Nachlass «Lesser Ury», Kurt und Adalbert Ury, Berlin 1933, Nr.475.

Werke dieses Künstlers