George Grosz
About the artist
George Grosz wurde am 26. Juli 1893 als Georg Ehrenfried Groß in Berlin geboren. Der Sohn eines Gastwirts absolvierte die Königliche Kunstakademie in Dresden, besuchte die Kunstgewerbeschule in Berlin und wurde dort Meisterschüler von Emil Orlik. Im Ersten Weltkrieg diente er als Freiwilliger in einem Grenadier-Regiment, kein Jahr später sorgte die Operation einer Stirnhöhlenerweiterung für seine vorzeitige Entlassung aus dem Militärdienst. Noch vor Kriegsende änderte er seinen Namen in George Grosz und machte diesen gleich wohlbekannt: durch die Veröffentlichung von mehreren Zeichnungen in dem von Theodor Däubler verantworteten literarischen Magazin Die weißen Blätter. Ein erneuter Kriegseinsatz im Rahmen des Landsturms führte 1917 nach dem Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt zu seiner endgültigen Untauglichkeit; bald nach seiner Entlassung erschien im Berliner Malik-Verlag die »Kleine Grosz-Mappe«. Im selben Jahr erschien sein frühes Meisterwerk Metropolis, das die Stadt Berlin als blutrotes, apokalyptisch anmutendes Chaos zeigt. Neben diesen frühen künstlerischen Erfolgen engagierte sich George Grosz auch in der Politik. Seine Beteiligung am Januaraufstand 1919 führte beinahe zu seiner Verhaftung, der er sich nur durch Gebrauch eines gefälschten Passes entziehen konnte. In der Folge trat Grosz der Kommunistischen Partei Deutschlands bei.
In Berlin gehörte George Grosz neben Wieland Herzfelde und John Heartfield zu den Begründern der jungen Dada-Szene. Mit dem Schweizer Dada-Pionier Richard Huelsenbeck organisierte er noch während des Krieges Dada-Abende in der Berliner Sezession, die hauptsächlich aus Kriegsprotesten, Publikumsbeschimpfungen und Schlägereien bestanden. Eine gute Zeit für George Grosz, der 1920 in der Münchner Galerie »Neue Kunst Hans Goltz« seine erste Einzelausstellung erhielt, in Berlin an der »Ersten Internationalen Dada-Messe« beteiligt war und Eva Louise Peter heiratete, mit der er zwei Söhne bekam. Die gesellschaftliche und politische Entwicklung der Weimarer Republik wurde zu einem wichtigen Thema für die Kunst von George Grosz; als scharfsichtiger Chronist und bissiger Kritiker von Militarismus und konservativem Bürgertum geriet er mit seinen oft giftigen Karikaturen häufig in Konflikt mit der Obrigkeit. 1921 wurde er nicht nur wegen Beleidigung der Reichswehr zu einer Geldstrafe von 300 Mark verurteilt, sondern musste auch die Vernichtung seiner Mappe »Gott mit uns« hinnehmen. Auf einer mehrere Monate währenden Russlandreise an der Seite von Martin Andersen Nexö verstärkte ein Treffen mit Lenin und Trotzki sein Misstrauen gegen jede Form von Diktatur und führte zu seinem Austritt aus der Kommunistischen Partei Deutschlands.
Ungeachtet aller Widerstände hörte George Grosz nicht auf, sich für seine Überzeugungen und gegen offensichtliche Missstände zu engagieren. 1924 veröffentlichte er mit sieben weiteren Künstlern zugunsten der »Internationalen Hungerhilfe« die Mappe »Hunger«. 1928 war er mit insgesamt 300 Zeichnungen an der Entstehung eines Zeichentrickfilms beteiligt, während ihm einige Zeichnungen seiner neuen Mappe »Hintergrund« eine Anzeige wegen Gotteslästerung einbrachten.
1933 emigrierte George Grosz in die USA. Bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahre 1959 malte Grosz unter anderem amerikanische Küstenlandschaften und teils laszive Frauenakte. 1933 setzte sich George Grosz gerade noch rechtzeitig in die USA ab, wenige Wochen später stürmten braune Häscher sein Atelier und seine Wohnung. In Amerika knüpfte Grosz an seine bisherige Tätigkeit an, arbeitete für verschiedene Satirezeitschriften, schuf gewohnt pointierte Karikaturen und erhielt schließlich die amerikanische Staatsbürgerschaft. Eine rege Ausstellungstätigkeit und das Erscheinen seiner Biografie zeugen von dem großen Ansehen, dass der Künstler in seiner neuen Heimat genoss. In den 1950er-Jahren aber verblasste sein Glanz: Zwar wurde er noch Mitglied in der renommierten »American Academy of Arts and Letters«, aber seine Kunst wirkte neben der neuen Generation um Jackson Pollock angestaubt und unzeitgemäß.
George Grosz starb am 6. Juli 1959 in Berlin, wohin er erst kurz zuvor wieder zurückgekehrt war.
Ausstellungen u.a. «The Stick Men», Galleries of Associated American Artists, New York, 1948 (verso Ausstellungsetikett).
Expertise: Ralph Jentsch Aufnahme in das Werkverzeichnis «George Grosz», Rom 2007